Mit Beginn des Schuljahres 2007/08 startete in Baden-Württemberg das Modellprojekt "Bildungshaus für Drei- bis Zehnjährige", das Kindern die Chance bietet, über einen Zeitraum von sieben Jahren gemeinsam zu lernen und zu spielen. Damit wird Kindern ab drei Jahren eine kontinuierliche Bildungsbiografie ermöglicht, die - an den individuellen Potentialen orientiert - in unterschiedlichen Geschwindigkeiten verlaufen kann. Die flexible Einschulung und das jahrgangsübergreifende Lernen, erfolgreich erprobt beim „Schulanfang auf neuen Wegen“, sind in das Konzept der Bildungshäuser 3-10 integriert.
Insgesamt 33 Bildungshäuser - bestehend aus 33 Grundschulen und 49 Kindergärten - haben sich auf einen gemeinsamen intensiven Kooperationsweg begeben, der wissenschaftlich begleitet wird. Die Einbindung nicht schulpflichtiger Kinder in ein Bildungshaus erfolgt auf freiwilliger Basis.
In den Bildungshäusern steht die intensive Zusammenarbeit zwischen Kindergarten und Grundschule im Vordergrund. Sie soll im Laufe der Modellphase so eng werden, dass eine durchgängige Bildungseinrichtung für Drei- bis Zehnjährige - ein pädagogischer Verbund - entsteht. Mit diesem Modellprojekt schlägt Baden-Württemberg als erstes Bundesland neue Wege im Bereich der frühkindlichen Bildung und der Grundschulbildung ein. Gemeinsame Lern- und Spielzeiten in institutions- und jahrgangsübergreifenden Gruppen sind zentrale Strukturelemente dieses Modellprojekts. Der Orientierungsplan für die Kindergärten und der Bildungsplan der Grundschule sind aufeinander abgestimmt. Sie bilden die Basis für die Arbeit im Bildungshaus.
Seit rund einem Jahrzehnt darf sich die Grundschule Münchweier zusammen mit dem Kindergarten Bildungshaus nennen. Ziel des Bildungshauses ist es, dass Kinder der Grundschule und des Kindergartens gemeinsam miteinander und voneinander lernen. So wird den Kindern ein fließender Übergang von Kindergarten in die Grundschule und eine durchgängige Bildungsbiografie ermöglicht.
Die Aktionen im Rahmen des Bildungshauses sind fest im Stundenplan der Klassen 1-4 verankert und werden gemeinsam vom Bildungshausteam, bestehend aus Erzieherinnen und Lehrkräften, geplant und durchgeführt.
Folgende Aktionen werden wöchentlich angeboten:
Klasse 1 und Klasse 2: Unter dem Motto „Vorlesendes Klassenzimmer“ lesen die Erst- und Zweitklässler den Kindergartenkindern einmal in der Woche geübte kurze Lesetexte vor. Die Kindergartenkinder besuchen hierzu die Erst- und Zweitklässler im Deutschunterricht in ihrem Klassenzimmer.
Klasse 3: Die Klasse 3 öffnet einmal in der Woche vormittags ihr Klassenzimmer. Die Kindergartenkinder erleben Schule hautnah. Sie können mit den Erzieherinnen Unterricht beobachten, mit allen Sinnen erleben und werden stets eingeladen daran teilzunehmen. Hierfür gestalten die Erzieherinnen und Lehrer Bildungsangebote für die Kindergartenkinder, die sich auf den aktuellen Unterrichtsstoff der Klasse 3 beziehen.
Klasse 4: Die Klasse 4 nimmt am Leseprojekt, den Leseraben teil. Hierzu wird die Klasse 4 in Gruppen eingeteilt, die einmal wöchentlich ein Lesestück vorbereiten und im Kindergarten präsentieren. Die 3- bis 5-jährigen Kindergartenkinder hören spannende, lustige und wundervolle Geschichten, zu denen ihnen meist ein von den Leseraben selbst gestaltetes Ausmalbild mitgebracht wird. So wird auf den beiden Seiten die Lesemotivation geweckt, bei den Kleinen das Zuhören gelernt und für die Großen die Lesetechnik verbessert.